Mulans Latein-Ecke
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Vorbereitung
 
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Die lateinische Grammatik oder Sprachlehre ist eine Anweisung, die lateinische Sprache verstehen zu lernen.
 
Eine jede Sprache ist aus Wörtern zusammengesetzt. Die Wörter bestehen aus Silben, die Silben aus Buchstaben.
 
Die lateinische Sprache hat eben die Buchstaben, die die deutsche Sprache hat, ausgenommen kein w*) und ü [ue]. Jedoch wird in deutschen Namen auch das W gebraucht. Zur lateinischen Sprache gehören also 24 Buchstaben:
 
a, b, c, d, e, f, g, h, i, (j), k, l, m, n, o, p, q, r, s, t, u, v, x, y, z.
A, B, C, D, E, F, G, H, I, K, L, M, N, O, P, Q, R, S, T, U, V, X, Y, Z.
 
Diese Buchstaben sind teils Vokale, teils Konsonanten.
 
Vokale (Selbstlauter) sind solche, die ihren eigenen Laut haben, und allein eine Silbe ausmachen können; und deren sind 6, nämlich a, e, i, o, u und das griechische y.
 
Konsonanten (Mitlauter) sind solche, die nicht ohne einen Vokal ausgesprochen werden können, und dergleichen sind die übrigen 18.
 
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Anm. 1. Zwei Vokale, die zusammen eine Silbe ausmachen, heißen ein Diphthongus (Doppellaut, Doppelvokal), als: ae, oe, au, eu. Z.B. aestas der Sommer, poena die Strafe, aurum das Gold, eurus der Ostwind. Wenn ae und oe zwei Silben sein sollen: so werden über das e zwei Punkte gesetzt, als: aër die Luft, poëta deder Dichter. Die Endung eus ist nur in griechischen Wörtern einsilbig, als Theseus, Perseus; aber in lateinischen Wörtern allemal zweisilbig, als: malleus ferreus der eiserne
 
*) eigentlich fehlte den Wörtern nur das Tonzeichen w. Aber den Ton selbst hatten sie, weil sie das v wie w aussprachen.
 
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Hammer. ie ist im Lateinischen niemals ein Doppellaut, wie im deutschen, sondern macht allemal zwei Silben, als: dies der Tag, facies das Gesicht. ei ist nur einsilbig in hei und queis (statt quibus), sonst überall zweisilbig, als: diei des Tages.
 
2) Wenn i die Silbe anfängt, und ein Vokal darauf folgt: so ist es ein jod (j), gehört alsdann zu den Konsonanten, und wir wie ein weiches g gelesen, als: janua die Türe, jecur die Leber.
 
3) und u und v sind zwei verschiedene Buchstaben, jenes ein Vokal, dieses ein Konsonant. Aber beide Figuren werden in vielen Büchern zur Bezeichnung sowohl des Vokals (u), als des Konsonanten (v) gebraucht, nämlich v allemal im Anfange eines Worts, und u in der Mitte, als: vmbra (umbra) der Schatten, riuus (rivus) der Bach. Aber es ist wenigstens für Anfänger besser, einem jeden Tone sein besonderes Tonzeichen zu lassen.
 
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4) Das c sprachen die Römer wahrscheinlich überall wie ein k aus. Bei uns aber wird es vor e, i, y, ingleichen vor ae und oe, wie z ausgesprochen, als: cera (zera) das Wachs, civis der Bürger, cymba der Kahn, caelum der Himmel, coena die Mahlzeit. Außerdem wird es überall wie k gelesen, als: caput (kaput) der Kopf, color die Farbe, cura die Sorge, creta die Kreide, halec der Hering, nunc nun.
 
5) ph wird wie f gelesen, als: philosophus (filosofus) ein Weltweiser, Philippus Philipp.
 
6) qu wird wie kw gelesen, als: quercus (kwerkus) die Eiche, quinque fünfe.
 
7) ti wird, wenn ein vokal folgt, wie zi gelesen, als: motio (mozio) die Bewegung, oratio die Rede. Aber wenn ein s vorhergehet, sti: so behält das t seine eigentliche Aussprache, als: bestia das Tier, ostium die Türe.
 
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Unter den großen Buchstaben sind 7 Zahlbuchstaben:
 
I bedeuet 1.
C bedeutet 100.
V -    -    5.
D oder   500.
X -   -    10.
M -    CIƆ  1000.
L -   -    50.
 
 
Aus diesen Zahlbuchstaben setzen die Römer alle Zahlen zusammen, wobei zu merken, dass, wenn eine kleinere Zahl vor einer größern stehet, dieselbe von der größern abgezogen wird, als IV ist 4, XL ist 40. Steht aber die kleinere Zahl nach der größern: so wird sie zu derselben hinzugezählt, als VI ist 6, LX ist 60, CX ist 110, DC ist 600, MDCCLXXXXV ist 1795.
 
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Von Abteilung der Silben ist, so wie im deutschen, die Hauptregel diese: Jede Silbe (außer der ersten, die sich von selbst gibt) muss sich mit einem oder mehr Konsonanten anfangen, wenn einer da ist, als: a-ma-mus pa-ren-tes no-stros wir
 
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lieben unsere Eltern. Von dieser Regel machen nur die zusammengesetzten Wörter eine Ausnahme, weil ein jeder Buchstabe bei dem Worte bleiben muss, zu welchem er gehört, als: ab-usus der Missbrauch, praeter-eo ich gehe vorüber.
 
Da nun eine jede Sprache aus Wörtern zusammengesetzt ist: so beschäftigt sich die Grammatik mit zwei Hauptsachen. Sie erklärt 1) die Beschaffenheit einzelner Wörter, 2) lehrt sie, wie dieselben zusammengesetzt werden müssen.

[Fortsetzung hier]
 
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