Mulans Latein-Ecke
  1 - Bröders Kleine lateinische Grammatik
 

Liebe Lateinisch-Freunde, Schüler und Studenten!

Hier soll nach und nach eine hoffentlich nicht ganz unnütze Latein-Seite auf der Grundlage eines kleinen Lateinlehrbuches von 1801 (3. Auflage) entstehen. Dieses Buch ist in meinem Besitz seit vielen Jahren und dürfte heute sicher vergessen sein. Es ist allem Anschein nach ein  achtbares Werk, das anderen großen Autoren wohl in Nichts nachsteht. Es ist verfasst worden von Christian Gottlob Bröder, Pastor zu Beuchte und Weddingen im hessischen Hochstift Hildesheim, erstmals erschienen 1795.

Ich beabsichtige, die wesentlichen Inhalte, d.h. Grammatik, Texte, Register und auch das anhängende kleine Wörterbuch dieser Grammatik, ganz zu übernehmen, allerdings im Sprachgebrauch bzw. in der Orthografie von heute, soweit es nötig bzw. möglich ist und das Original der Bröderschen Ausdrucksweise nicht verfälscht. Denn ich muss berücksichtigen, dass ein sehr junger Mensch, der den Text liest, womöglich etwas Schwierigkeiten haben könnte im Verfolgen desselben oder unmerklich alte Rechtschreibung in sich aufsaugt und später in guter Absicht verwendet und so schlechte Zensuren bekommt. Mitunter muss wohl abgewägt werden. Das landesherrliche Privileg nehme ich allerdings nicht mit auf, da es für den Inhalt bzw. für den geneigten Leser und Nutzer nur Ballast und daher verschmerzlich wäre. Es bedarf aber gewiss einiger Zeit, bevor das Ganze zur Verfügung steht. Ich bitte also um viel Geduld, da ich das Ganze nicht in einem Zuge bewerkstelligen kann. Einen Versuch freilich ist es wert. Es soll nicht als Grafik oder PDF-Datei geboten werden sondern als fortlaufender Text in der Hoffnung, Fehler möglichst zu vermeiden.

Allerdings werde ich mich nicht immer an die Ordnung der gedruckten Vorlage halten können. Aus technischen Gründen lässt es sich wohl nicht vermeiden, z.B. Kapitel in den Links noch einmal zu teilen, indem zusätzliche Unterordnungspunkte bzw. Links entstehen. In den Texten selbst aber wird alles im Wesentlichen beibehalten. Das Format wird wohl nicht immer der Vorlage entsprechen können, z.B. bei tabellarischen Übersichten zu Deklinationen und Konjugationen. Seitenzahlen der Vorlage und Anmerkungen des Autors sollen zu Referenzzwecken nach Möglichkeit mit angegeben werden. Bemerkungen in eckigen Klammern stammen aber von mir, da es manchmal notwendig ist, etwas zu erläutern oder sonst wie klarzustellen. Und da in der Vorlage deutsche Texte in Fraktura, lateinische aber in Antiqua gesetzt sind und so sich voneinander abheben, komme ich nicht umhin, abweichend von der Vorlage die lateinischen Termini und Wendungen inmitten deutschen Textes speziell fett zu setzen. Die einzeln stehenden fett gesetzten Nummern oberhalb bestimmter Abschnitte kennzeichnen zudem die Paragrafen in der Vorlage, welche dann später die Verweise zu Texten bzw. Vokabeln des Wörterverzeichnisses darstellen. Ich hoffe, dass das Navigieren am Ende nicht zur Odyssee gerät. 

Warum ich dieses Buch gewählt habe? Zum einen, weil ich es stets parat habe. Aber auch wegen der Haltung des Autors zum Lateinlehren. Er hat dieses Buch aus einer umfangreicheren Grammatik gekürzt verfasst für Kinder mit der Absicht, sie nicht mit Texten der Klassiker zu quälen wie mit Cäsars Gallischem Krieg oder Cicero, sondern ihnen Übungen und Texte zu bieten, welche Kinder eher interessieren, z.B. zu Pflanzen und Tieren oder auch kleine lustige Geschichten, woran sie also mehr Spaß haben sollten, was wiederum förderlich für den Lerneifer der Kinder wäre. Eine lobenswerte und recht fortschrittliche pädagogische Herangehensweise. Dieses tut einem herkömmlichen Lateinisch-Lernen aber keinen Abbruch, zumal der damalige Landesherr Franz II höchstpersönlich sein Privilegium ertheilet hatte. Und allem Anschein nach hat das Buch nicht nur eine ganze Reihe Nach- bzw. Neuauflagen erlebt - wohl auch um Fehler in der Drucklegung auszumerzen - sondern auch viel Beachtung. Insofern täte eine Onlinestellung sicherlich auch gut. 

Man behalte zudem stets im Gedächtnis, dass es ein gut 200 Jahre altes Buch ist, d.h. dass z.B. sprachtheoretische Interpretationen oder andere Erklärungen auch wissenschaftlich überholt sein können. So ist Bröder gemäß Torsten Burkhard z.B. zwar ein Gelehrter gewesen, der die sog. Elipsentheorie zusehens ablehnte, dennoch benutzte auch er sie noch zuweilen. Die Onlinestellung seines Buches soll in erster Linie dazu dienen, dem Nutzer Textmaterial zu liefern, an dem er sich nach 200 Jahren noch einmal versuchen kann. Dass trotz der sicherlich zu erwartenden Überholtheiten die Grammatik mit dargeboten wird, hat schlicht damit zu tun, dass die Texte direkte Rückbezüge zu selbiger haben. Ein aufmerksamer Leser bzw. Latein-Eleve wird sicher rasch lernen oder sich erinnern, dass seine grammatischen Kenntnisse eher bei seinen eigenen Lehrmaterialien zu suchen sind. Doch aus der Vergangenheit lernen ist ja nicht uninteressant. Außerdem bekommt man vielleicht auch ein wenig ein Gefühl dafür, wie es einem Schüler vor gut 200 Jahren ergangen sein musste, als er sich anschickte, Latein zu büffeln. Und damals war Latein-Büffeln die Norm an deutschen Schulen. Es ist also auch ein Fenster in die Vergangenheit.

H.Hoffmann, Schwerin anno 2009

 Christian Gottlob Bröder 
Kleine lateinische Grammatik 
mit leichten Lectionen für Anfänger 
bey Siegried Lebrecht Crusius 
Leipzig 1801 
(3. Auflage)

 

Seine 21. Auflage, 1827 bearbeitet und erweitert von D. Ludwig Ramshorn, ist übrigens derzeit unter Google-Buch zu finden, auch als Download.

Die 12. Auflage seiner umfangreicheren "Praktischen Grammatik der lateinischen Sprache" (1818) ist ebenfalls unter Google zu finden, und ebenfalls als Download.

Eine zeitgenössische Literaturkritik der Jenaischen Allgemeinen Literaturzeitung findet man unter 
http://zs.thulb.uni-jena.de/servlets/MCRFileNodeServlet/jportal_derivate_

00052885/lateinische_Sprachkunde.pdf

 
 
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